Die Frage um die aktuell wegfallende Stelle (Chello & Geige) bei der Ennepetaler Musikschule wurde im Vorfeld der Sitzung des Kulturausschusses zur Schicksalsfrage um die Zukunft der Musikschule hochstilisiert.
Vor den Sitzungsräumen des Haus Ennepetal fanden sich so auf Initiative des Fördervereins zahlreiche Eltern und Kinder ein, die symbolisch die Musikschule zu Grabe trugen und mit Flöten und Pfeiffen für eine entsprechende Geräuschkulisse sorgten, als die Ausschussmitglieder nacheinander zur Sitzung kamen.
An der Sitzung selbst nahmen dann überraschenderweise deutlich weniger Menschen teil, so dass der Tagungsraum mehr als ausreichend dimensioniert war - die für den Protest angereisten Eltern mit ihren Kindern beließen es beim Protest vor den Tagungsräumen.
Die Ausschussvorsitzende, Bärbel Dautzenberg (CDU), ließ zunächst die Bürgersprechstunde nach vorn verlegen, um den anwesenden Bürgerinnern und Bürgern die Möglichkeit zu geben, sich zu Wort zu melden - diese machten hiervon auch umfangreich Gebrauch, um noch einmal ihre Sorgen, Ängste und Befürchtungen für die Musikschule kundzutun.
Bürgermeister Wilhelm Wiggenhagen ergriff zunächst das Wort und stellte eine Lösung für die ganz aktuellen Probleme der wegfallenden Stelle in der Musikschule in Aussicht. Über einen Sponsor sei die Finanzierung der Stelle für ein Jahr sichergestellt - ABER die Einstellung könne nicht über die Stadt erfolgen. Hier wünscht sich der Bürgermeister ein gemeinsames Vorgehen mit dem Förderverein und bot Gespräche für den Anfang der kommenden Woche an.
Grundsätzlich waren sich die Fraktionen in der anschließenden Diskussion einig, dass man um Einsparungen - auch an der Musikschule - nicht umhin käme. Ganz klar betonten jedoch alle Fraktionen unabhängig voneinander, dass niemand die Musikschule schließen wolle.
Im Konsens der Fraktionen wurde beschlossen, die Verwaltung zu beauftragen, eine Kommission zu Gründen, die ein tragfähiges Konzept für die Musikschule unter den aktuellen Rahmenbedingungen und den absehbaren Budgetkürzungen erarbeiten solle. Hierbei solle eine langfristige Planung erfolgen, um die Musikschule schrittweise zu reorganiseren. So sollen Vergleiche mit anderen Musikschulen in der Region durchgeführt werden, die zum Teil einen erheblich geringeren Zuschussbedarf haben, als die Musikschule der Stadt Ennepetal. So kommt Schwelm mit weniger als der Hälfte an städtischen Zuschüssen aus - was maßgeblich daher rühre, dass Schwelm fast ausschließlich mit Honorarkräften arbeite und Ennepetal durchgehend mit fest angestellten, städtischen Mitarbeitern, wie Herr Minor ausführte. Weiterhin erklärte Herr Minor, seien die Gebühren in Ennepetal immer noch deutlich unter denen der anderen Städte in der Region - selbst in den höchsten Einkommensstufen.
Darüber hinaus wurde dem Hauptausschuss empfohlen weiterhin Mehrarbeit im Umfang von 30 Stunden pro Woche zuzulassen und diese Mehrarbeit nicht komplett zu streichen, wie ursprünglich vorgesehen.
Zusammen mit der Finanzierung der sonst wegfallenden Stelle würden rund 60 Stunden mehr zur Verfügung stehen, als bisher. Sowohl Herr Müller, wie auch Herr Minor sahen hier eine deutliche Entspannung der aktuellen Situation, wenngleich nicht alle Kapazitätsprobleme damit erledigt wären.
Darüber hinaus machten die Ausschussmitglieder noch weitere Vorschläge, die durch die Verwaltung und die zu gründende Kommission weiterverfolgt werden sollten.
Frau Schöneberg regte für die SPD Fraktion an, die Fahrtzeiten der Lehrkräfte zu optimieren, eine Kooperation mit Vereinen anzustreben, das Thema Begabtenförderung verstärkt zu betreiben, über die Vermietung der Musikschulräume nachzudenken und regte an, dass auch im Musikschulbereich Lehrkräfte über das normale Maß hinaus ehrenamtlich tätig werden könnten, um den Unterricht sicherzustellen.
Walter Faupel stellte für die CDU nochmal klar, dass eine Lösung nur direkt mit den Betroffenen, d.h. hier inbesondere mit dem Förderverein gefunden werden kann und regte an, dass der Förderverein in einer tragenden Funktion in der zu bildenden Kommission beteiligt werden müsse.
Herr Frey betonte für die FDP, dass Einsparungen unumgänglich seien - diese aber nach einem klaren Konzept erfolgen müssten. Der mehrfach angerissenen Überlegung JEKI nur auf wenige Schulen zu reduzieren, um Kosten zu sparen, erteilte er eine klare Absage - wer soll hier entscheiden, welche Schule aus dem JEKI Projekt herausgenommen wird und wie würden die Eltern, Kinder und Lehrer dieser Schulen wohl hierauf reagieren?
Herr Faupel bedankte sich nochmal ausdrücklich bei den zahlreich erschienenen Bürgern für ihr Engagement und dass sie trotz aller Emotionen den Protest so friedlich und konstruktiv haben ablaufen lassen - hier habe man schon ganz andere Dinge erlebt. Den Förderverein lobte er für die Organisation der Protestaktion und wünschte sich für die Zukunft mehr aktive Teilhabe der Ennepetaler Bevölkerung - gern auch zu anderen Themen und in anderen Ausschüssen - auch wenn diese vielleicht nicht so emotional, aber trotzdem nicht weniger wichtig für Ennepetal seien.